Mittwoch, 22. Mai 2013

Draisine fahren und Wasserwandern im Spreewald

Wir haben das lange Pfingstwochenende genutzt um mal wieder raus in die Natur zu kommen...also wir sind ja oft in der Natur unterwegs, aber diesmal sollte es mal wieder mit Zelt und für länger als einen Tag raus gehen.
Ich wünsche mir schon länger, mal eine Wasserwandertour zu machen. Klar, paddeln ist anstrengend, erst recht wenn man es den ganzen Tag macht. Aber es auch total schön, auf dem Wasser dahinzugleiten und die Natur langsam an einem vorbeiziehen zu sehen. Und der zweite große Vorteil ist: in einem 2er Kajak weiß ich immer wo mein Mann ist ;-) ! Er kann nicht wie beim Radfahren schon mal "die vor uns liegende Strecke erkunden" oder beim wandern ausprobieren, wie gut der umgestürzte morsche Baum über dem Abgrund noch hält. Er ist immer in Reichweite, was sehr sehr schön ist.

Unser Gepäck für die nächsten 4 Tage

Also machen wir uns am Freitag vor Pfingsten auf. Die nötigen Klamotten und Essen für 4 Tage packen wir in 3 Packsäcke und bei wunderbarem Sonnenschein ist unser erstes Ziel Zossen. Wir möchten  Draisine fahren. Schließlich sitzen wir die nächsten 3 Tage in einem Kajak, also besser nochmal was für die Beine tun.
Die Strecke von Zossen bis Jänickendorf ist ziemlich genau 25km lang und wir fahren natürlich die gesamte Strecke. Zwischendrin gibts noch einen Abzweig zu einem Strandbad. Das lassen wir uns bei dem Wetter nicht zweimal sagen. Also Draisine aus den Schienen gehoben (oh man, ein schweres unhandliches Teil), aufs Nebengleis gestellt und ab zum Strandbad. Schnell erfrischt und schon haben wir mehr als 50km auf den Schienen und der Tag ist rum. Schön wars...aber anstrengend. Kommt wohl 100km normalem Radfahren ziemlich nahe.

Wenigstens kann man sich nicht verfahren.

Pause nach den ersten 25km

Wir haben noch 2 Plätze frei.

Aber wir sind ja keine Weicheier...also noch heute ab in den Spreewald und Sachen umgepackt ins Paddelboot. 18Uhr stechen wir in Lübbenau in die Spree und machen uns noch auf den Weg zum ersten Wasserwanderrastplatz in Lübben. Laut Bootsverleih sind das so 3 Stunden zu paddeln....wir machens in etwas mehr 2 Stunden (die Arme sind ja noch fit).

Absolute Enttäuschung am Wasserwanderrastplatz Lübben. Warum?
Nun ja:
Laut Definition in Werbeflyern und Wasserwanderkarten, darf man auf einem Wasserwanderrastplatz eine Nacht im Zelt gegen eine GERINGE Gebühr übernachten.
Soweit zur Theorie.
Nun zur Realität, zumindest für diesen Rastplatz in Lübben.
Die "Spreelagune Lübben" sieht aus wie eine große Parkanlage. Gefühlte 100 sehr laute Teenager tummeln sich dort und versuchen uns in diversen "Mutproben" die Mützen zu klauen (*nerv*). Der ganze Platz wirkt kaum wie eine Möglichkeit zum "biwakieren". An einem modernen Toilettenhaus (natürlich verschlossen) steht ein Schild "Campen verboten". Hmm, na welch ein Glück, dass der Zeltplatz gleich nebenan ist (/Ironie aus).
Wir also hin und her überlegt, was wir nun machen. Es geht inzwischen schon auf 21Uhr zu und ich habe HUNGER.
Ich habe dann mein Unverständnis über die ganze Situation an dem Campingplatz-Wart ausgelassen, der uns dann schon beinah nicht mehr auf den Zeltplatz lassen will (ups). Naja, mit etwas Contenance und Charme, bekommen wir sogar noch den Schlüssel für den Bootswagen, um unser Boot über den Damm zu ziehen.
Die Stimmung ist hinüber, der Zeltplatz überfüllt, überall Lärm und alles ziemlich unromatisch. So hatten wir uns das nun überhaupt nicht vorgestellt.
Ich mache meine Ohrstöpsel rein und damit kehrt zumindest bei mir Stille ein.

Zeltplatz in Lübben
Der Plan für die nächsten Tage ist es, Richtung Schwielochsee zu paddeln, also in den Unterspreewald. Ich habe mir davon weniger Leute versprochen. Mal sehen, wie weit wir kommen.

Am Samstag sehen wir zu, dass wir alles zügig einpacken und aufs Wasser kommen. Dieser Wunsch nach Wasser war anscheinend etwas zu groß, denn schon nach kurzer Zeit fängt es an zu regnen. Am Anfang vertrauen wir noch auf den Wetterbericht, der "vormittags Regenschauer" angesagt hatte. Der Regenschauer wird schnell zum Dauerregen, aber wir ziehen einfach die Regenklamotten an und paddeln munter weiter.
Aber auch uns wirds irgendwann ungemütlich, spätestens dann, als es so doll regnet, dass die Regentropfen das Wasser der Spree wieder hochspritzen lassen. Also machen wir ne Weile Rast an einem Wasserwanderrasplatz (wo man übrigens auch zelten darf). In Petkampsberg warten wir also ab, dass der Regen zumindest etwas aufhört.
Irgendwann wirds kalt vom rumstehen, also wieder rein ins Boot. Der Regen setzt ab und an aus, was mir euphorische Freudensrufe entlockt, nur um danach mit mehr Kraft erneut zuzuschlagen.
Inzwischen ist meine Hose unter der Regenhose und meine Unterwäsche nass und ich fange an zufrieren. Von nun an wirds ungemütlich.
Auf dem Neuendorfer See machen wir Stopp an einer Halbinsel, die sich perfekt für ein Zeltplatz eignet. Es ist nun schon 16Uhr und ich hab keinen Bock mehr auf Regen und Kälte. Wir stehen also auf der Halbinsel rum und diskutieren, ob wir hier bleiben oder nicht. In versteckter Lage kann man erkennen, wo vor kurzem noch Zelte gestanden haben. Aber wir sind total unsicher wegen dem "Biosphärenreservat" im Spreewald. Wir wollen ja schließlich keine Tiere ärgern, geschweige denn Reservatswächter.
Aber etwas gutes hat die Rumsteherei und Überlegerei: es hört auf zu regnen und aus dem Einheitsgrau am Himmel werden tatsächlich Wolken.
Da wir kurz vor dem Neuendorfer See an einem recht schönen Wasserwanderrastplatz vorbei gekommen sind, entscheiden wir uns letztendlich dafür, dorthin zurück zu paddeln. Für sagenhafte 4 Euro pro Personen darf man dort sein Zelt auf eine schöne grüne Wiese stellen. Aber fürs pinkeln bitte extra zahlen. Zum Glück legt einer der anderen Wasserwanderer einen Stein in die Tür zum WC, so dass wir alle "mal dürfen".
Wir haben heute knapp 28km Spree bepaddelt und sind doch ganz schön erledigt. Nach dem super leckeren Essen (Nudeln) und einem Glas Wein sinken wir auf den Isomatten nieder und schlafen gegen 20uhr ein.

Regen Regen stört uns nicht, tropft er uns auch ins Gesicht...

Kochen im Vorzelt, endlich regnet es nicht mehr!
Der Sonntag Morgen sieht ganz wunderbar aus. Nebel zieht über die Spree und die Sonne taucht alles in diffuses Licht. Ein schöner Tag wartet auf uns.

Morgenstimmung nach einem verregnetem Vortag.

Nebel auf der Spree
Und so wird es dann auch, Sonne Sonne Sonne den ganzen Tag.
Wir sind schon sehr zeitig auf dem Wasser und sehen doch recht viele Wasserwanderer, die ihre Zelte weitab von Zeltplätzen oder Wasserwanderrastplätzen in freier Wildbahn aufgeschlagen haben. Auch solche, die die Natur offensichtlich weniger schätzen und auf jeden Fall nicht-verrottenden Müll zurücklassen werden. Somit steht unsere Entscheidung fest: heut Abend suchen wir uns einen schönen einsamen und ruhigen Schlafplatz!
Wir durchpaddeln den Köthener See, was für uns nun auch die Wende bedeutet.
Wir beschließen schon Montag früh wieder den Bootsverleih anzusteuern um das Kajak eventuell noch gegen ein Kanadier zu tauschen. Wir möchten das mal probieren. Somit müssen wir uns nun langsam Richtung Lübbenau machen, was bedeutet stromaufwärts zu paddeln. Aber bei dem Wetter macht uns das nichts aus. Dagegen eine echte Plage: die MÜCKEN. In Schwärmen stürzen sie auf uns ein und wir sind denen völlig ausgeliefert. Da müssen wir extra anhalten und uns mit Autan einsprühen, was zum Glück hält was es verspricht.

Ich beim Schleuse bedienen.

Der Köthener See.

Licht am Ende des Kanals

Menschen Menschen Menschen, viel zu viele davon!

Überall sind Spuren vom Biber zu finden. die Bäume wurden vorsorglich abgesägt.
Wir kommen sehr gut voran und gegen 19Uhr sind wir schon wieder recht nah an Lübbenau dran. Einige schöne Zeltmöglichkeiten haben wir auf dem Weg schon gesichtet. Wir vertreiben uns noch ein bisschen die Zeit an einer Schleuse mit rumsitzen, Müsliriegel essen und einfach nur Arme baumeln lassen ;-).
Mit Beginn der Dämmerung paddeln wir zum favorisierten Zeltplatz zurück, ziehen das Boot an Land und bauen das Zelt auf. Zwischendurch kommen 2 Angler auf einem Motorboot (die einem inzwischen ziemlich oft begegnen) und fahren ein paar mal vor unserem Liegeplatz hin und her. Ängstlich legen wir uns flach auf den Boden und warten und hoffen, dass sie uns nicht sehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit und weiteren 100 Mückenstichen können wir endlich weiter unseren Schlafplatz herrichten.
Endlich, nach 38 gepaddelten Kilometern,  liegen wir gemütlich in unseren Schlafsäcken und lauschen den nicht müde werdenden Vögeln "kuckkuck" und "krchhtzz...mepmep...pieppieppiep" (der sogenannte R2D2-Vogel), die ohne Unterlass die ganze Nacht durchpiepsen (kann auch ganz schön nerven).

Unser einsamer Schlafplatz!
Nun ist schon wieder der letzte Tag unseres Kurzurlaubs gekommen, leider. Der Himmel ist wolkenverhangen und es windet ziemlich stark. Schnell haben wir alles verpackt und sind schon wieder auf dem Wasser um, einen Umweg nehmend, nach Lübbenau zum Bootsverleih zu paddeln.
Gegen 10Uhr kommen wir dort an und es ist die Hölle los. An der Anmeldung eine Schlange aus wartenden Menschen, die alle mit einer steuerlosen Nussschale die Spree unsicher machen wollen.
Somit ist für uns kein Kanadier zum testen verfügbar. Der Juniorchef verspricht uns eins für nachmittags "für ne Stunde zum probieren". Also packen wir alles aus, was wir nun nicht mehr brauchen und paddeln wieder los, Richtung Oberspreewald. Wir paddeln durch Lehde und durch Leipe, wo wir uns ein super leckeres Fischbrötchen und Knoblauchgurken gönnen. Spreewaldgurken schmecken ja zu hause schon lecker, aber direkt neben der Spree, gerade aus dem Paddelboot gestiegen...hmmm, einfach nur lecker!
Wir paddeln hier lang und da lang, ganz gemütlich bei wechselhaftem Wetter ohne Regen. Es ist gemütlich und wir bekommen allerhand Lob für unseren Paddelstil. Ich höre Kommentare wie "Haltungsnote 1" oder "lass die mal vorbei, die sehen so professionell aus"...hihi...das macht Spaß und tut gut. Da schmerzen die Arme gleich gar nicht mehr. Was sie aber sowieso schon nicht mehr machen, erstaunlich. Alle wunden Stellen an den Händen habe ich schon am ersten Tag abgeklebt und die Schmerzen in den Armen wurden jeden Tag weniger.

Ein typisches Haus in Leipe. Sehr hübsch.

Mitfahrgelegenheit ;-)
Am späten Nachmittag starten wir noch einen Versuch im Kanadier, sind aber schnell frustriert. Wir kommen nur langsam voran, mein Mann kommt kaum zum paddeln, sondern muss permanent steuern. Komische Nussschale. Nach einer Stunde "rumgurken" (hahaha, im Spreewald mit einem grünen Kanadier rumgurken, hahahaa), geben wir das Ding ab und machen uns auf den Heimweg.


Fazit: Wasserwandern ist absolut meins. Es macht Spaß, ist gut für die Arme und den Rücken, fördert die Kommunikation, weil man ständig in einem Boot sitzt (Achtung Metapher ;-) ) und ist einfach herrlich!
Ich freu mich schon aufs nächste Mal und mein Mann hat die ganze Zeit überlegt, wie wir unser neues Boot in der Tiefgarage übers Auto hängen :-) .
Aber: das nächste mal aber auf keinen Fall Spreewald. Dort ist es so überlaufen und schon viel zu kommerziell (die vielen Kähne mit den wohlgenährten Bewegungsverweigernden uns anstarrenden Menschen...nee nee) . Das nächste mal geht es in die Feldberger oder Mecklenburger Seenplatte.