Mittwoch, 28. Oktober 2009

Berliner Höhenweg 6. Etappe

27.07.09
6.Etappe: Berliner Hütte (2044m) - Greizer Hütte (2227m)


Auf: 1200hm
Ab: 1100hm
Gehzeit: 8h
Schon 5:30Uhr klingelt unser Wecker und die Sachen sind schon am Vorabend alle gepackt wurden. Also nur schnell Zähneputzen und dann zum Frühstück. Das Frühstück in der Berliner Hütte ist etwas ganz besonderes. Man wird hier (gegen entsprechendes Entgelt) ordentlich verwöhnt. Das durften wir ja schon gestern, an unserem Ruhetag genießen. Auf einem riesigem Büfett findet man alles, was das Herz früh morgens begehrt. Und das beste: es gibt Brötchen!! Richtige weiße Bäcker-Brötchen. Ein Genuß nach etlichen Tagen Schwarzbrot und Pumpernickel. Also hauen wir uns ordentlich den Magen mit Müsli, Brötchen, Marmelade, NUTELLA, Wurst und Käse voll und dann gehts los. Der Sonne entgegen.



Wir sind mit 7:30Uhr Start recht zeitig dran, so dass wir niemanden vor uns haben, außer die Sonne. Der laufen wir heut morgen nämlich entgegen. Letzte Nacht war es sternenklar, somit ist es doch noch etwas frisch heut morgen. 

Wir gehen Richtung Mörchenscharte einen gemütlichen Weg über das Schwarzsteinmoor. Das Gelände steigt gemächlich an und wir kommen gut voran. Ich habe kaum Angst, bin gut gelaunt und ausgeruht. Auf einem Platau unterhalb der Mörchenscharte taucht der tiefblaue Schwarzsee vor uns auf.



Dieser See ist das ganze Jahr über mit einer mehr oder weniger dicken Eisschicht bedeckt. Baden möchte ich in diesem Wasser nicht unbedingt. Direkt neben dem Schwarzsee haben welche ihr Zelt aufgeschlagen, aber über Nacht muss es wohl doch ziemlich kalt gewesen sein. Jetzt geht es in steilen Serpentinen bergauf und wir gewinnen schnell an Höhe. Eine ganze Menge Schafe finden Interesse an uns und sammeln sich um dann alle gemeinsam in unsere Richtung zu laufen, laut zu blöcken und ziemlich neugierig zu gucken. Die Sonne meint es heut wieder sehr gut mit uns, also wird pausiert zum eincremen.



Das nutzen die Schafe als Chance uns und unsere Rucksäcke aus nächster Nähe zu betrachten. Mit ihren lustigen Schlappohren zeigen sie keine Angst vor uns und versammeln sich alle um uns. Georg, der Schafflüsterer ;.).Es geht weiter bergauf, der Weg führt über Schneefelder. Diese sind am frühen morgen noch ziemlich hart gefroren, so dass die Füße mit Kraft in die ausgetretenen Spuren gestoßen werden müssen.



Dann erheben sich unsere Köpfe über den Grat und auf der anderen Seite geht es wieder hinunter. Auf der anderen Seite des Tals können wir schon die Hütte sehen. An diesem Morgen sind wir die ersten Scharten-Begeher und wir gönnen uns eine kleine Pause auf dem Schneefeld in der jetzt schon sehr warmen und brennenden Sonne.


Von nun an geht es die ganzen 1100 hm bergab. Zuerst gilt es ein Stück zu klettern, entlang an einem gespannten Drahtseil. Dieses Hinderniss überwinde ich heute schon viel besser als noch bei der letzten Etappe über den Angstberg. Ok, zwischenzeitlich bin ich noch angstvoll und ratlos, weil ich nichts zum treten oder festhalten finde und dann kommt auch nochmal ein hilfloser Ruf nach Georg...Aber ich überstehe diese drahtseilgesicherte Kletterstrecke schon viel besser.



Dann gehts weiter bergab über ein riesiges Schneefeld rutschen wir hinab. Das erspart eine ganz Menge an Weg und elendem Gekletter über Geröll.




Anschließend geht es in schier endlosen Serpentinen immer nur bergab, kein Baum, kein Strauch und die Sonne strahlt gnadenlos auf uns herab. Die Knie schmerzen deutlich und so langsam macht das keine Spaß mehr. Nochmal ein Stück mit Seilsicherung, aus der Wegbeschreibung weiß ich, dass es jetzt nicht  mehr weit ist.


Dann eine Aluleiter von ca. 6m Länge, sehr wackelig und nicht wirklich vertrauenserweckend, aber es gibt keinen anderen Weg. Also hinab.




Dann haben wir das Tal erreicht, durch das ein großer rauschender Gletscherbach fließt. Er sieht kalt aus, aber uns lechzt es nach Erfrischung nach der ewigen Wanderung durch die brutzelnde Sonne. Also suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen, Klamotten aus und rein ins eisekalte Nass. Und eiskalt bekommt hier eine ganz neue Bedeutung!!


Auf dem Weg zur natürlichen Badewanne frieren einem schon fast die Füße ein. Es prickelt und schmerzt, schnell den ganzen Körper eintauchen und dann schnell wieder raus. Zum aufwärmen legen wir uns auf die schönen warmen Steine. Tja, aber unser Ziel, die Greizer Hütte, haben wir noch nicht erreicht. Wir können sie zwar schon den ganzen Tag sehen, wie sie auf der anderen Seite vom Tal am Hang klebt, aber bis dahin müssen wir nochmal einige Höhenmeter hinauf.
Sonnenschutz erneuern, wieder rein in die Klamotten und Schuhe, Rucksack auf und dann gehts wieder bergauf. Trotz Erfrischung fällt mir der erneute Aufstieg unheimlich schwer.



Es ist sehr warm, die Zunge klebt am Gaumen, Bäche sind zwar vorhanden, aber an der Hütte ist garantiert Viehtrieb und da sollte man das Wasser lieber nicht trinken...Letztendlich erreichen wir völlig erledigt (zumindest ich) die Greizer Hütte auf 2227m und sind einfach nur erschöpft. Nach dem "einchecken" wird erstmal ein großes Bergsteigergetränk hintergekippt und das löscht die erste große Flamme.



Dann heißt es erstmal Lager beziehen und waschen. Hier gibt es keine Dusche und nur kaltes Wasser. Aber das sind wir ja schon gewöhnt. Also wird wie immer ordentlich der Waschraum beim waschen am Waschbecken unter Wasser gesetzt.



Den Abend verbringen wir in einem sehr gemütlichem Gastraum bei leckerem Bergsteigeressen und nettem Gespräch mit anderen Wanderern. Nach etwas unterschiedlichen Ansichten hinsichtlich Rücksichtnahme und Schlafenszeiten im Lager, kamen wir nicht allzu spät endlich zu unserer wohlverdienten Nachtruhe. Dieses ist die erste Nacht, die ich mit Ohrstöpseln schlafe, da ein älterer Herr das Schnarchen nicht lassen kann.



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